voller Schwung

Wenn ich weit schlagen will, brauche ich meinen ganzen Körper. Nicht nur die Arme.

Da der Schläger aber in den Händen liegt und der Ball getroffen werden muss, ist die Versuchung groß, einfach mit den Armen auf den Ball hinunter zu schlagen. Das ist auch leichter umzusetzen und zu koordinieren, wird aber nie zu großen Weiten führen. Ein Diskuswerfer braucht auch seine Körperrotation als Motor und nicht nur seinen Arm, um die Scheibe weit zu schleudern. Er hat aber den Vorteil, nichts Kleines treffen zu müssen.

Die zwei größten Kraftquellen aus dem Rumpf sind die Gewichtsverlagerung und die Körperdrehung. Der rechte Fuß beginnt den Durchschwung. Die Kraftkette geht von unten nach oben und dann von innen nach außen. Beine, Hüften und Schultern drehen sich durch den Ball. Dadurch werden die Arme und der Schläger wie ein Schweif völlig passiv hinterher gezogen. Das Resultat ist das Finish, in dem ich ausbalanciert stehe, bis der Ball landet. Die Frage, die ich mir stellen muss, ist:

 

“Wer zieht hier wen durch den Ball. Der Schläger den Körper, wenn ich mit den Armen zuschlage oder der Körper den Schläger, wenn ich schwinge?“

 

Damit der Körper wirklich an den Armen und somit am Schläger zieht, und zwar bis durch den Ball hindurch, muss ich den Schläger so lange wie nur möglich hinter mir lassen und wie ein Schweif hinterher ziehen. Wirklich stehen lassen geht ja nicht. Sobald die Beine den Durchschwung beginnen und Hüften und Schultern sich durch den Ball drehen, werden die Arme ja mitgezogen. Jetzt erst, wenn ich vom Gefühl her total übertreibe, gehen Körper und Arme gemeinsam durch den Ball. Ansonsten schlagen immer nur die Arme zum Ball!

Es fühlt sich so an, als ob ich schon im Finish wäre, bevor der Schlägerkopf den Ball erreicht hat. Der linke Arm und der Schläger sind praktisch eine lange Schnur, die unter Spannung gehalten werden muss, indem ich mich vorausdrehe. Der Oberkörper muss weiterdrehen, als nur bis zum Ball zurück, wenn ich die Schlägerkopfgeschwindigkeit bis ans Limit weiter erhöhen will! Das Finish ist das Ziel, nicht der Ball.

 

Durch die Fliehkraft zieht es den Schläger nach außen und er überholt mich früher, als ich glaube.

 

Wenn ich aber den Ball nur treffen will, weil ich das Vertrauen zu meinem Schwung verloren habe, stoppe ich die Körperdrehung, sobald dieser am Ball angekommen ist. Jetzt schlagen die Arme ohne Führung und Spannung alleine zu. Es ist, wie wenn ein 100 Meter-Sprinter schon bei 70 Meter abbricht. Der Ball wird Kurz und ungenau. Oft treffe ich jetzt den Boden vor dem Ball.

 

Übung 1: Der Körper

Das ist der Kern der Bewegung. Die Körpermitte bestimmt die Geschwindigkeit. Nur diese Gewichtsverlagerung und Drehung durch den Ball bringt mir die Kraft. Mit dieser Bewegung lenke ich alles. Je genauer ich mich hier bewege, desto einfacher wird es nachher, den Ball mit zu nehmen.

Der rechte Fuß treibt die Hüften an, die Hüften die Schultern und darauf reagieren die Arme...

Übung 2: Die Arme

Die Arme machen das nach, was die Schultern vorgemacht haben. Wichtig ist eine konstante Wirbelsäulenneigung durch den Ball. Daraus resultiert eine konstante Schultergürtel-Rotation, die sich jetzt in den Armen fortsetzt und die Schwungebene sichtbar macht.

Übung 3: Der Schweif

Und jetzt macht der Schläger das nach, was der Arm vorgibt. Er muss völlig frei Pendeln. Durch den Körper, der sich vorausdreht, werden der Arm und der Schläger wie ein Schweif hinterher gezogen.

Wenn es weh tut, war es falsch. Nicht kompensieren sondern frei pendeln lassen. Wohin will der Schläger schwingen, wenn ich ihn einfach fallenlasse?

Die Körperdrehung mit konstanter Wirbelsäulenneigung dirigiert den Arm und den Schläger. Wenn ich den Arm mit der Drehung hinterher ziehe, muss dieser nichts selbst machen und ist wie eine Schnur, an der ein Gewicht hängt, das durch den Ball geschleudert wird. Es geht gefühlt ganz ohne Kraft. Die einzige Kraft kommt aus der Drehung des Körpers.

 

So kann man sogar Bälle schlagen, darf dabei aber nicht den Ball treffen wollen, sondern muss dem Schwung vertrauen, der im Probeschwung genau den Boden gestreift hat. Dieses Schwunggefühl wiederhole ich einfach am Ball, der jetzt nur im Weg liegt. 

 

 

Übung 4: schau nicht auf den Ball!

Das Finish ist das Ziel, der Ball liegt nur im Weg. Der Treffmoment ist nur ein kleiner Moment im ganzen Schwung. Bewegen sich die Schultern richtig, werden es auch die Arme tun. Schwingen die Arme richtig, reagiert darauf auch der Schläger richtig inkl. Schlägerblatt. Der Ballkontakt ist wie die Belohnung. Es gibt keine Abkürzung. Ich kann die Augen auch ganz schließen.

 Voraussetzung für diese ganze Kettenreaktion ist:

 

Ich darf nichts! mit den Händen machen. Setze ich diese ein, weil ich den Ball treffen will, mach ich alles kaput. Ich müsste komplett das Steuer übernehmen. Das wäre viel schwerer und in hoher Geschwindigkeit nicht konstant wiederholbar.

 

Ich muss das Balltreffen der Physik überlassen und die Arme frei lassen. Release!

Auf diese Weise wird sich der oft erwünste Winkel im linken Handgelenk ganz natürlich erst spät lösen, allein durch die Verzögerung und Trägheit des Schlägers einerseits und den aktiven Körper andererseits.

Übung zur Verzögerung des Schlägers

Die rechte Hand hält den geraden linken Arm in der Rückschwungposition fest und nach hinten gezogen. Der Arm ist wie bei einem Katapult an den Körper gelegt und gespannt. Er steht unter einer leichten Vorspannung.

 

Jetzt drehe ich mich durch den Ball, bis die rechte Schulter und Hüfte den Ball erreichen, der linke Arm ist aber durch das Festhalten noch weiter hinten.

 

In dieser Position simuliere ich die Trägheit des Schlägers und das Vorausgehen des Körpers. Zu spät geht nicht. Der Arm kann ja nicht hinten stehen bleiben. Er wird durch die Körperdrehung mitgezogen. Nur so geht alles gemeinsam durch den Ball.

Ansonsten sind immer die Arme erster am Ball. Außerdem wird dies nie so extrem passieren, wenn die Arme im Schlag locker sind, da sie durch die Fliehkraft nach außen fliegen und meistens zu früh schon überholen.